Na wenn das mal gut geht – Teil 2 – oder warum ich mich mit Rollen beschäftige?

Im Teil 2 der Geschichten über Rollen, Rollenkonflikte und Rollenklärung beantworte ich die Frage:

Warum beschäftige ich mich mit Rollen, Rollenkonflikten und Rollenklärung?

Die Beschäftigung mit Rollen hat mir ganz persönlich geholfen. Ich habe meinen individuellen Platz, meine Position in einem sehr großen Projekt gefunden. Ich konnte meinen Job mit einem guten Gefühl tun.
Zusätzlich entdeckte ich die Möglichkeit, damit die Ursachen für Unruhe, Unzufriedenheit und Ärger im Team aufzuzeigen. Damit kann ich für situationsgenaue Klarheit sorgen.

Das ist die Geschichte dazu.

In einem meiner letzten großen Projekte war ich im Projektoffice für das Berichtswesen verantwortlich. Nichts was ich so übermäßig liebe. Aber ich wollte unbedingt in diesem Projekt und in diesem Team arbeiten. Eine sehr kleine Position, mit sehr beschränkten Entscheidungsmöglichkeiten, mit wenig Selbstbestimmung dafür mit vielen Vorgaben von anderen.

Davor hatte ich bewusst die Zeit zwischen zwei Projekten genutzt, um meine Ausbildung zum systemischen Coach in Ruhe zu beginnen. Als Freiberuflerin hatte ich in dieser Zeit freie Entscheidungsmöglichkeiten, freie Zeiteinteilung. Ich habe es genossen, Zeit für die Dinge zu haben, die mir wichtig waren und mir Sinn machen. Selbstbestimmung, für alle Entscheidungen und deren Konsequenzen selbst verantwortlich sein.

Sich der Herausforderung stellen.

Im Projekt kümmerten sich die Kollegen nebenan um die Terminplanung. Das ist doch viel spannender, dachte ich. Da weiß ich so viel, da könnte ich sehr gut unterstützen, da könnte ich mich einbringen, da wäre ich nützlicher. Sollte ich nicht besser das Berichtswesen sein lassen und in der Terminplanung mitarbeiten? Terminplanung ist doch viel sinnvoller als Berichtswesen. Mit Terminplanung kann man etwas bewegen.

Die eigene Rolle erkennen und akzeptieren.

Ich war einige Wochen hin und hergerissen, habe an mir und meiner Position, meiner Aufgabe, meiner Verantwortung gezweifelt. Letztendlich wurde mir klar, dass ich einen Auftrag zu erfüllen habe. Das ich einen Vertrag habe, an den ich mich halten muss. Ich war ganz klar für das Berichtswesen beauftragt und wurde genau dafür bezahlt.

Wenn ich heute zurückschaue, war es eine der größten Herausforderungen, mich voll auf die Position des ungeliebten Berichtswesens einzulassen, bei so vielen anderen spannenden Themengebieten, die mich auch sehr interessiert hätten. Die Aufgabe zu akzeptieren, sie mit notwendiger Sorgfalt zu erledigen, auf Selbstbestimmung zu verzichten, mit beschränkten Entscheidungsmöglichkeiten zu leben. Meine Selbständigkeit, die ich als Freiberufler habe, aufzugeben. Meine Position im Team, meinen Platz, einzunehmen. Meine Rolle zu erkennen, sie zu akzeptieren und zu leben. „Take it or leave it“

Andere machen es anders – aber ist das auch besser?

Und dann kommt Carl ins Projekt. Sie kennen Carl aus meiner Geschichte „Alles fürs Projekt getan und dennoch den Auftrag verloren?“. Kurz nachdem er ins Projekt kam, habe ich mich mit ihm unterhalten. Ich habe ihm erzählt, wie schwer es mir gefallen ist, meine Rolle zu erkennen und sie zu anzunehmen. Für ihn wäre das überhaupt kein Thema, seine Rolle sei ihm absolut klar, war seine Reaktion.

Woher kommt die ständige Unruhe im Projekt?

Dann gab es im Projekt immer wieder Unruhe, Missverständnisse, einen verärgerten Kunden und eine verärgerte Projektleitung. Irgendwie hatte Carl seine Finger dabei im Spiel. Keiner konnte sich so recht erklären, woher die Unruhe kam. Auf den ersten Blick wurde doch scheinbar alles fürs Projekt getan. Als Carl das Projekt dann verließ, wurde es ruhiger. Wir hatten zu dieser Zeit keine Erklärung, was das passiert war. Die Ursachen für all diese viele Unruhe können Sie in Carls Geschichte lesen.

Was hatte ich anders gemacht als Carl?

Ein Teil der Ausbildung zum systemischen Coach umfasst auch den Bereich, sich selbst zu reflektieren. Was waren die größten Entwicklungsschritte der letzten Zeit? Für mich war es ganz klar das Erkennen meiner Rollen und die Einordnung meiner Rollen ins Projektleben. Mir war es gelungen, Carl nicht.

Hintergründe und Zusammenhänge sichtbar machen

Damit fing ich an, mich mit dem Thema Rollen zu beschäftigen. Wenn es für mich eine so große Herausforderung ist, dann sind meine Erkenntnisse wahrscheinlich auch für Andere interessant.
Je intensiver ich mich mit Rollen beschäftigte, wurde mir folgendes klar:

  • Ich schaffe einen Überblick über Situationen
  • Ich bekomme für mich, für meine eigene Person mehr Klarheit
  • Ich erkenne meine Position im Team und kann damit meine Handlungen bestimmen
  • Unstimmigkeiten in der Zusammenarbeit im Team werden klar
  • Unausgesprochene Erwartungen und Ursachen für Konflikte werden sichtbar
  • Komplexität wird mit dem Blick auf Situationen überschaubar

Erfahrungen und Wissen mit Anderen teilen.

Das sind einige sehr gute Gründe für mich, das Thema der Rollen, Rollenkonflikte und Rollenklärung intensiver zu betrachten. Ich sehe darin einen Sinn meiner Arbeit. Ich möchte die Komplexität der Projekte mit meinem Modell der Rollenklärung überschaubar machen und Projektmanagern damit Orientierung bieten.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit Rollen? Ich freue mich auf Ihre Geschichten und Kommentare.
Ihre Annette Berger

Zu diesem Thema können Sie auch lesen:
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