Na wenn das mal gut geht – Teil 1 – oder doch mitten im Schlammloch gelandet?

Im Teil 1 der Geschichten über Rollen, Rollenkonflikte und Rollenklärung geht es um die Wahrnehmung unterschiedlicher Rollen in unserem Alltag.

Ihr 10 jähriger Sohn steht vor Ihnen. „Papa, ich möchte morgen nach der Geburtstagsparty bei Max übernachten. Die anderen bleiben auch über Nacht. Papa, bitte.“ Sie erklären Ihrem Sohn: „Du kannst gern am kommenden Samstag bei Max übernachten, falls seine Eltern das erlauben. In der Woche schläfst du bei uns zu Hause. Schließlich musst du am nächsten Tag in die Schule gehen.“

Jetzt stellen Sie sich mal vor, Ihre Frau kommt zu Ihnen und Sie würden so reagieren:
„Ich gehe heute Abend mit meiner Freundin ins Kino, wir machen einen Mädelsabend und ich werde dann bei ihr übernachten.“ Sie erklären Ihrer Frau: „Das geht nicht, du schläfst heute Nacht zu Hause. Du musst morgen wieder ins Büro. Du kannst ja am Wochenende bei deiner Freundin übernachten. Ich erlaube dir nicht, heute bei deiner Freundin zu bleiben“

Beide schauen Sie ziemlich entsetzt an und reagieren vermutlich sehr verärgert auf Ihre Aussagen.

Wir reagieren intuitiv.

Oftmals oder fast immer reagieren wir in Situationen aus unserer Intuition heraus. Wir überlegen nicht, was genau will ich sagen oder wollen die Anderen das so hören. Und Schwupps, sind wir mitten in einem großen Schlammloch gelandet und haben so richtig Ärger. Dabei haben wir in bester Absicht gehandelt oder gesprochen.

Das gleiche Verhalten, einmal passend und einmal unpassend = ein Rollenkonflikt.

Sie verhalten sich in beiden Situationen auf die gleiche Art und Weise. Sie tun und sagen das gleiche. Einmal ist es Ihre Verantwortung, genauso zu handeln, das andere Mal nicht. Was in der einen Situation funktioniert und notwendig ist, kann in einer anderen Situation völlig unpassend sein. Hier sind Sie also in einem Rollenkonflikt gelandet.

Wovon hängt es also ab, ob unsere Handlungen und die Kommunikation richtig und angemessen sind? Wie kommen wir da wieder heraus oder umgehen die Schlammlöcher im besten Fall? Achten Sie doch mal auf Ihre Rollen!

Was ist eine Rolle?

Zu jeder Position in einem unserer Systeme und Situationen nehmen wir eine dazugehörige Rolle ein. Unser Verhalten, unsere Kommunikation und unsere Handlungen machen Rollen für Andere sichtbar und erlebbar. Personen im jeweiligen System / Situation haben Erwartungen an unsere jeweilige Rolle. In unserer Rolle haben wir Verpflichtungen und natürlich haben die Rollen auch Grenzen.

Die Rolle des fürsorglichen Vaters.

In der Rolle des Vaters sind Sie für Ihren Sohn verantwortlich. Gemeinsam mit Ihrer Frau stellen Sie die Regeln für das Zusammenleben auf. Sie erlauben ihm, wann er bei Freunden übernachten darf. Sie sorgen dafür, dass er jeden Tag (möglichst ausgeruht) in die Schule gehen kann. Es ist die Verantwortung des Vaters für seinen Sohn zu sorgen. In diesem Fall auch, Entscheidungen zu treffen, die dem Sohn vermutlich nicht gefallen. Zu seiner Erwartung, beim Freund übernachten zu dürfen, bieten Sie ihm immerhin eine Alternative.

Die Rolle des Ehemanns.

In der Rolle des Ehemanns sieht es aber ganz anders aus. Sie haben nicht das Recht Ihrer Frau vorzuschreiben, ob und wann sie bei einer Freundin übernachtet. Ihre Frau ist für sich selbst verantwortlich und trifft ihre Entscheidungen selbstständig. Ihre Frau ist in der Lage ihr Handeln und dessen Konsequenzen selbst einzuschätzen. Mit dem Verbot überschreiten Sie hier bei weitem Ihre Grenzen.

Die passende Rolle entdecken.

Für den Anfang reicht es aus, sich nach einem Gespräch mal zu fragen: Wer war ich denn da gerade? Welche Rolle habe ich da gerade eingenommen?
Der fürsorgliche Vater, der bestimmende Ehemann, der Erlauber, der Verbieter, der Spaß-Verderber, der Zuhörer, der . . .
Wenn Sie diese Erkenntnisse mit in ein zukünftiges Gespräch nehmen, dann entdecken Sie möglicherweise schon die größten Schlammlöcher und finden einen Weg drum herum.

Wie kann man seine Rollen herausfinden und damit jede Situation souverän meistern?

Das Modell zur Rollenklärung bietet einen ersten Überblick.

Mit dem Thema der Rollen, Rollenkonflikte und Rollenklärung beschäftige ich mich seit einiger Zeit. Ich habe herausgefunden, dass es außer Teamrollen relativ wenige Ansätze dazu gibt. Um das Thema aufzugreifen und verständlich zu machen, werde ich es in meinem Blog aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchten.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit Rollen? Ich freue mich auf Ihre Geschichten und Kommentare.
Ihre Annette Berger

Zu diesem Thema können Sie auch lesen:
Na wenn das mal gut geht – Teil 2 – oder warum ich mich mit Rollen beschäftige?
Na wenn das mal gut geht – Teil 3 – Ich verhalte mich beim Kunden wie bei meinem Arbeitgeber!
Na wenn das mal gut geht – Teil 4 – Wer hat Angst vorm bösen Rotkäppchen?
Alles fürs Projekt getan – dennoch den Auftrag verloren?
Wozu soll eine Rollenklärung gut sein.
Der junge Projektleiter Paul schafft sich endlich Klarheit über das, was da läuft.
Mit Rollenklärung jede Projektsituation meistern
Das Modell der Rollenklärung in 4 Schritten

2 Gedanken zu „Na wenn das mal gut geht – Teil 1 – oder doch mitten im Schlammloch gelandet?“

  1. Guten Tag!
    „Ihre Tochter könnte viel besser in der Schule sein, wenn ihr nicht ihre Lebensfreude im Weg wäre….“ Kurz gefasst eine Geschichte aus meinem Repertoire. Ihr Text beinhaltet eine Vorannahme: es ist gut und richtig, dass der Sohn nicht während der Woche bei seinem Freund übernachten darf. Weil die Schule wichtiger ist. Das ist die Verantwortung des Vaters.
    Da habe ich mal eine Frage: WIESO?
    Für mich eine befremdliche und seltsame Vorannahme. Ich bin da anderer Meinung (als gelernte Kindertherapeutin und Mutter 2er Kinder). Warum nicht eine (begründete) Ausnahme machen? Warum ist die Schule JEDEN Tag wichtiger als alles andere?
    Schlechtes Beispiel in meinen Augen…. denn es setzt ein bestimmtes (Ihr?) Wertesystem vorraus – was meinem sehr widerspricht (Leistung über alles…).
    Sorry, aber das musste ich loswerden, denn ständig treffe ich auf diese Haltung und ich finde sie sehr schädlich für Kinder! Und nicht geeignet, sie hin zu einem erfolgreichen (weil zufriedenen !!! ) Leben zu unterstützen!
    Freundliche Grüße
    Gaby Müller

    • Liebe Frau Müller,
      vielen Dank für Ihren Kommentar.

      Der Focus meiner Geschichte liegt klar auf der Wahrnehmung der persönlichen Rollen. Die Rolle und die Verantwortung des Vaters ist eine Andere als die Rolle und Verantwortung des Ehemanns. Das soll die Kurzaussage meiner Geschichte sein.

      Sie lenken mit Ihrer Frage den Focus auf die Frage: Was dürfen Kinder und welche Werte sind sinnvoll? Das ist eine sehr gute Frage.
      Ich freue mich auf weitere Kommentare
      Annette Berger

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